Assassin‘s Creed 3 Remastered · Test
Veröffentlicht am 29.05.2019 von Andreas Erber
Assassin's Creed für die Hosentasche
Die Entwickler von Ubisoft Montreal machen das Unmögliche möglich und präsentieren "Assassin's Creed 3 Remastered" für die Nintendo Switch. Abenteuer- und Serienfans wurde es mit Sicherheit ganz warm ums Herz, als sie von dieser erfreulichen Ankündigung überrascht wurden. Wer jedoch die Spielebranche genauer beobachtet wird von diesem Schritt vermutlich weniger überrascht gewesen sein, da es bereits in der Vergangenheit den einen oder anderen Assassins Creed Teil auf diversen Nintendo-Systemen gab. Mit der Remastered-Version bekommt Desmond seinen ersten Auftritt auf der aktuellsten Nintendo Konsole. Obwohl es sich hierbei um einen älteren Ableger der Serie handelt ist es dennoch beachtlich, dass das Switch-System diese nötige Power in sich trägt. Tragen ist ein gutes Stichwort, denn ab sofort könnt ihr ein vollwertiges Assassin's Creed auch unterwegs zocken. Schon auf dem 3DS gab es zwar ein Assassin's Creed, welches aber bei weitem nicht eine so atmosphärische Grafik liefern konnte.
Doch kann überhaupt ein so komplexes und vollwertiges Konsolenspiel auf der Handheld-Konsole flüssig laufen und dabei auch noch optisch gut aussehen? Ich verrate euch schon jetzt, dass AC3 dies mit Bravour schafft! Zumindest in optischer Hinsicht braucht sich das Spiel, selbst vor Nintendo's Eigenproduktionen, nicht zu verstecken.
Wer bereits die aktuellen Ableger "Origins" und "Odyssey" gespielt hat, wird schnell den Wandel der Zeit rückwirkend erneut erleben, da sich die Spielmechaniken seit den letzten Titeln gehörig verändert hat.
Erlebt mit Desmond ein spannendes Abenteuer für die Hosentasche.
Der Animus schickt euch ins revolutionäre Amerika
Desmond Miles kann durch den Animus ins Amerika des 18. Jahrhunderts reisen, um diesmal sogar in zwei komplett verschiedene Charaktere zu schlüpfen. Den britischen Templer Haytham Kenway und den Halb-Indianer Connor. Letzterer wird als Assassine ausgebildet. Dabei verschlägt es Connor nach Boston, New York und in die wilde Natur, wodurch ein guter Kulissen-Mix zwischen belebten Straßenzügen und idyllischen Landschaftszügen entsteht. Von der Story her wird zwar eine gute Grundbasis erschaffen, doch kann die Handlung leider auf keinen idealen Spannungsbogen setzen. Zu langwierig erscheinen viele Zwischensequenzen und auch Missionen bieten nur wenig Abwechslung. Bis wir uns frei bewegen können vergehen in der ersten Sequenz leicht bis zu 2 Stunden. Einfach zu lang wie ich finde. Allgemein wird die Story von den Entwicklern leider auffällig in die Länge gezogen, da zu oft unnötige Missionsziele abverlangt werden und manche Wege schlichtweg zu weit entfernt sind. Schade, wo doch eigentlich das coole Setting viele Ideen einbringen müsste.
Die dichte Atmosphäre des Spiels lässt die Story jedoch etwas außen vor. Denn es macht Spaß und vor allem Neugierig alle verschiedenen Gebiete zu erkunden. Besonders die Großstädte laden euch zu Shopping-Touren ein. Egal ob Ausrüstungsgegenstände oder Kleidung, hier findet ihr mit Sicherheit das Passende.
Übrigens werden Käufer der Remastered Version zusätzlich zum Hauptspiel mit allen dazugehörigen DLCs und dem Spin-off "Liberation Remastered" belohnt. Liberation stellt ein eigenständiges Spiel dar, welches zu seiner Zeit auf der PlayStation Vita in Originalfassung sein Debüt hatte.
Gameplay & Steuerung
Die Steuerung im Spiel ist leider alles andere als eine Remastered-Version. Zwar wurde das Gameplay im Allgemeinen leicht überarbeitet, doch die Steuerung der Charaktere erweist sich weiterhin als heimtückisch. Immer wieder passiert es mir bei Klettereinlagen, dass Connor einfach hängen bleibt oder nach oben klettert, obwohl ich das eigentlich nicht im Sinn hatte. Da kann es schon einmal passieren, dass mich durch ein kleines Missgeschick die Wachen entdecken, was leider eine absolut ärgerliche Erfahrung ist. Besonders mit der Sprungtaste solltet ihr sensibel umgehen. Schon zu Beginn auf dem Kriegsschiff bin ich kurz vor dem Ziel in die falsche Richtung gesprungen und musste den Holzmasten erneut besteigen um den Spielverlauf weiter folgen zu können. Außerdem hätte die Doppelbelegung der Kreistaste überarbeitet werden müssen, da der Grat zwischen herunterklettern und fallenlassen zu gering ausfällt. Ebenso wenig erfreulich sind die hackenden Kampfeinlagen. Während eines Schwertkampfes fällt dies zunächst noch nicht so störend auf, doch die Abwehrfunktion sowie das Schusswaffen-Handling sind wenig zufriedenstellend und bereiten mir kaum Freude. Hier sind wir von "Assassin's Creed Odyssey" schon verwöhnt worden.
Auf hoher See machen die Kämpfe sehr viel mehr Spaß. Die Kriegsschiffe lassen sich äußerst gut steuern und auch Angriffe klappen auf Anhieb.
Grafik & Sound
Höher aufgelöste Texturen, scharfe Kanten und ein überarbeitetes Licht- und Schattenmanagement. Mit diesen Features wird die Remastered-Version hauptsächlich beworben. Diese optischen Punkte werden auch tatsächlich eingehalten und erzielen im direkten Vergleich zum Original eine saubere Leistung. Störend sind nur die aufploppenden Sträucher und Kisten. Diese und viele weitere nervige Bugs wurden leider unverändert in das Remaster übernommen. Da hätten die Entwickler vielleicht nochmal ein Auge werfen können. Am stärksten überarbeitet wurde übrigens das Spin-off "Liberation". Umgebungen wurden stellenweise komplett überarbeitet. Es gibt mehr Details in den Städten und Charaktermodelle wurden von Grund auf erneuert. Somit erlebt ihr den damaligen PlayStation Vita-Ableger in einer ganz neuen Sichtweise.
Soundtechnisch bietet das Spiel alles, was ihr euch von einem Abenteurerspiel erwartet. Stimmige Geräuschkulissen, die mit dem Soundtrack perfekt harmonieren und knackige Soundeffekte bei den Kämpfen. Nur die Sprachausgabe fällt etwas zu leise aus, doch hier hilft eine kleine Nachjustierungen in den Soundeinstellungen.
Wo ist die detusche Sprache geblieben? Wer auf der Switch lieber deutschsprachige Dialoge bevorzugt muss im Store ein kostenfreies Sprachpaket von ca. 300MB downloaden, welches die deutsche Synchronisation beinhaltet. Etwas mehr wächst der Speicherbedarf, wenn ihr das Solo Missions-Pack ladet, welches alle Solo-DLCs beinhaltet. "Benedict Anrold-Missionen", "Versteckte Geheimnisse-Paket" und "Die Tyrannei von König Washington". Letzteres erzählt eine dreiteilige Geschichte in einer alternativen Realität und kann nur im Hauptmenü angewählt werden. Die zahlreichen DLCs versprechen den Spielern mehr Abwechslung, welche in der Hauptstory die ganze Zeit vermisst wurde.
Fazit
Nintendo- und Abenteuerfans können bedenkenlos bei dieser Remastered-Version Zuschlagen. Erstmalig bekommen Besitzer einer Switch-Konsole die Gelegenheit in den Animus zu steigen. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass Assassin's Creed 3, trotz mancher Bugs und Abstriche, eine Reise wert ist. Nur Kenner dieses AC-Teils können einen Bogen um das gute Stück Software machen. Außer dem vollständigen, riesigen DLC-Bestand bietet das Spiel keinerlei neue Inhalte. Hier ist der Mehrwert zum Original zu schwach ausgefallen. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei eher darauf, dass solch ein großer und komplexer Titel überhaupt auf der Switch laufen kann und dies auch noch in einer grafisch aufgemöbelten und gelungenen Endversion. Zudem kommen alleinige Besitzer einer Switch in den Genuss des vielfältigen Assassin's Creed-Feelings. Wer will Desmond bei seinem Abenteuer unterstützen? Stürzt euch in den Animus und lernt das alte, raue Amerika kennen.
Pro
- vollwertiges Assassin's Creed Spiel mit allen DLCs und einem Spin-off
- Grafikqualität auf hohem Niveau und Animationen wirken authentisch
- Spieldauer mit über 100 Stunden
- atmosphärischer Sound lässt euch tief in das Spielgeschehen eintauchen
- Kämpfe auf hoher See machen enorm viel Spaß
Contra
- Steuerung ist ab und an etwas schwammig
- Kampfgeschwindigkeit ist nicht mehr zeitgemäß
- Story selbst wird jedoch unnötig in die Länge gezogen
- Kenner des Ablegers bekommen kaum einen Mehrwert
Wertung
8.0 Gut
Kaufempfehlung
60%Angebot abwarten
Getestet wurde Assassin‘s Creed 3 Remastered auf Switch von Andreas Erber. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.0.1 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Assassin‘s Creed 3 Remastered wurde uns von Ubisoft kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!