Infernax · Test
Veröffentlicht am 11.03.2022 von Soul-1
Eine liebevolle Hommage and 8-Bit Klassiker mit einem Hauch Splatter
Infernax ist ein Indiespiel, das als Hommage an Klassiker wie Zelda II oder Castlevania 2 durch Kickstarter am 19. Februar 2015 gestartet wurde. Doch wie immer im Leben läuft nicht alles nach Plan und die Entwicklung hatte sich immer weiter verzögert. Die gute Nachricht ist, dass der Entwickler von sich aus das Gold zurückgegeben hat und alle versprochenen Bonis sind geblieben.
Nach 7 Jahren erschien endlich Infernax rechtzeitig zum Valentinstag und war sogar ein Day 1 Titel für den Xbox Game Pass. Letztendlich hat sich das Warten gelohnt und es wurde ein tolles Spiel abgeliefert. Auf das Warum werden wir in diesen Review genauer eingehen.
Von der Bratpfanne ins Feuer
Von der Bratpfanne ins Feuer
Die Geschichte spielt im Mittelalter kurz nach den Kreuzzügen ab. Unser Held und Herzog Alcedor (Name kann geändert werden) kehrt endlich wieder zurück in seine Heimat. Doch anstatt sich erholen zu können, erwartet ihn von einem Fluch heimgesuchtes Land, das alles Bisherige in den Schatten stellt. Tote erwachen, blutrünstige Monster massakrieren die Menschen und gewaltige groteske Wesen Wachen in ihren Schlössern, um Eindringlinge aufzuhalten.
Denn die Quelle vom Fluch wurde durch fünf magische Steine versiegelt.
Wird Alcedor sich dem Fluch stellen oder wird er von den Mächten des Bösen verführt?
Mehrere Enden
Überraschenderweise bietet Inferax mehrere Enden. Viele davon richten sich nach den Entscheidungen, die man trifft. Entscheidet man sich, die Menschen zu schützen, dann geht man den Weg des Rechtschaffenen und die ultimative Herausforderung. Richtet man sich hingegen dem Bösen, erwartet einem eine schreckliche Macht, die Welt zu unterjochen.
Abgesehen davon gibt es noch einige Alternative, die dazwischen liegen oder Easter Eggs. Eines davon ist eine komplette Überraschung.
Zwischenfazit Story
Infernax ist eine einfache Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse, wobei sich der Spieler zwischen beide Seiten entscheiden kann. Viele Nebenquests bieten nicht viel zum Weltaufbau und sind eher Gameplay zentriert, um Aufgaben zu verteilen, mit neuen Dungeons oder Bosskämpfen.
Es bieten sich zwei große Abzweigungen, die sich über verkettete Quests manifestieren, um an die unterschiedlichen Enden zu kommen. Es lohnt sich also, das Spiel mindestens zweimal durchzuspielen.
Gameplay & Steuerung
Das Gameplay ist sowas wie eine erfolgreich ausgebaute Version von Castlevania 2. Es gibt mehrere Dörfer bei denen man sich erholen und mit neuen Gegenständen eindecken kann. Vor allem das Tag und Nacht System ist eines der markantesten übernommenen Ideen.
2 Schwierigkeitsgrade
Neben dem normalen „Klassischer Modus“ gibt es den „Einfacher Modus“. Beim letzteren bekommt man gleich ein Extraleben und innerhalb jeder Festung gibt es eine extra Speicherstätte (die es normalerweise nicht gibt). Außerdem soll man nach dem Tod ein wenig Erfahrungspunkte und Gold behalten.
Upel: Die Welt von Infernax
Da es von Castlevania 2 inspiriert ist, kann man natürlich eine Open World erwarten. D.h. es ist eine komplette zusammenhängende Karte von einem Ort namens Upel. Wie immer wird eine Genre typische minimalistische Karte für die Navigation geboten.
Es sind mehrere Städte und Dörfer über die gesamte Karte verteilt und man kann auch teilweise optionale Läden finden.
In den Städten können über die Bürger Quests angenommen werden. Bei den lokalen Garnisonen geben die Soldaten je nach eigenem Ruf weitere Quests. Wie es bei den Bösen Jungs aussieht wollen wir hier nicht spoilern.
Doch das ist nicht alles was man in den Städten machen kann. Dort gibt es Hotels, wo man kostenlos für den schnellen Tag und Nacht Wechsel übernachten kann. Zusätzlich kann man über die Taverne kostenlos Heiltränke auftanken oder relativ günstige Magietränke kaufen, je nachdem wie viele Flaschen man bei sich hat.
Gold und Läden
Ja, Infernax trägt leichte RPG Elemente in sich. Alle Gegner hinterlassen zufallsbedingt Gold zurück, mal nichts, mal eines oder auch häufiger gleich 5.
Es gibt in jeder Stadt zwei Arten von Läden: Schmied und Magieladen. Bei Schmied findet man weitere Flaschen für die Tränke, neue Rüstungen und Waffen. Im Magieladen gibt es extra Leben und neue Magie. Es ist sehr empfehlenswert alles zu kaufen bevor man mit dem Abenteuer weitermacht. Die Preise fangen bei 100 und das teuerste Objekt liegt bei 600.
Erfahrungspunkte und Speicherstätte
Einfache Gegner sind normalerweise mindestens 10 Erfahrungspunkte wert. Währenddessen steigert es sich langsam, wie z.B. in der ersten Festung sind es teilweise schon ca. 40 Punkte, mit einem bestimmten Gegner 250. Wozu sind die Erfahrungspunkte da? Die Antwort darauf liegt bei den Speicherstätten alá Souls Spiele.
Dort ist es möglich den Charakter in drei Bereichen aufzuwerten: Macht (Angriffskraft), Gesundheit und Magie. Alle haben jeweils 6 Stufen mit gleichen Preisen. Sie fangen bei 750 an und enden mit 9999.
Doch einen Moment… Über die Barrierefreiheit Option lässt sich noch etwas Weiteres freischalten.
Die verlorene Kunst: Der Game Wizard (Cheats)
Jetzt kommt das richtige Retrogefühl auf. Denn in Infernax gibt es die guten alten Cheats. Innerhalb der Barrierefreiheit Untermenü werden gleich Codes zum Freischalten geboten: Unverwundbarkeit und unendlich Sprünge.
Nach dem Aktivieren wird der Game Wizard (Hommage an Game Genie, einem Cheat Modul für Konsolen) als Untermenü bei den Speicherstätten freigeschaltet.
Was bedeutet das? Infernax ist zwar als ein schwieriges Spiel geplant, doch mit diesen Cheats wird es für niemanden mehr ein Problem sein es durchzuspielen. Man kann also das Spiel individuell anpassen. Gefällt einem ein Gegner oder Festung nicht? Einfach die Cheats aktivieren, durchrennen und danach wieder abschalten.
Festungen
Abgesehen von den Städten, stellen die Festungen die eigentlichen Zielorte dar. Denn die Hauptquest führt den Spieler zu 5 verschiedenen um den finalen Ort freizuschalten.
Innerhalb der Festungen werden die richtigen Herausforderungen vorzufinden sein. Zusätzlich bekommt man da drinnen immer wieder neue Fähigkeiten wie Spezialbewegungen, womit man zu neuen Bereichen in Upel erreichen kann.
Zwar ist es eine Open World, aber die Festungen sind sequenziell verteilt. Weiterhin gibt es auch noch optionale Dungeons, bei denen man wertvolles finden kann.
Bei den Festungen muss ich eine Kritik ausüben. Alle folgen nämlich ein festes Schema. Ab einem bestimmten Zeitpunkt gibt es Abzweigungen und eines ist immer verschlossen und benötigt einen Schlüssel, den man in den anderen Abzweigungen erst mal finden muss. In der ersten Festung war es noch in Ordnung, da die verschlossene Tür ziemlich früh zu entdecken war. Doch in den späteren kann es schon zu richtig happigen Segmenten gehen, bevor man überhaupt weiß, dass man in eine vorläufige Sackgasse gelaufen ist. Kurz gesagt, die verschlossenen Wege hätte man sofort in der Abzweigung aufzeigen sollen, um solche reine frustrierende Momente zu vermeiden.
Tränke
Es wird zwar gerne über den hohen Schwierigkeitsgrad geredet, doch Infernax hat mehrere Sicherheitsnetze. Eines davon sind die Tränke. Man bekommt Trinkflaschen, die immer wieder aufgefüllt werden können und wie bereits erwähnt sind sie ziemlich günstig.
Extraleben
Normalerweise wird man nach dem Tod sofort zum letzten Speicherpunkt geschickt. Doch mit den Zusatzleben fängt man am Anfang des Bereichs an.
Steuerung
An sich ist die Steuerung sehr solide ausgefallen. Die meisten Bewegungen sind präzise genug, um sich eher auf das strategische zu konzentrieren. Wobei die Betonung auf „meisten“ beziehen, da beispielsweise der Sprung lediglich eine Höhe hat und dementsprechend einige Sprungeinlagen und Gegner Platzierungen eine Herausforderung darstellt. Der Sprung lässt sich glücklicherweise steuern, also keine Panik, dass es zu Castlevania Oldschool wird.
Da der Hauptcharakter einen Streitkolben benutzt, ist der Angriff relativ großzügig ausgefallen und schafft einen guten Kompromiss zwischen Reichweite und die vertikale Größe. Man muss die Gegner nicht genau treffen. Beispielsweise landet man auch, wenn der Gegner etwas über dem Kopf ist.
Ein Schild ist ebenfalls Teil des Repertoires und hat einen echten Nutzen. Es schützt den Charakter vor physischen Projektilen wie Äxte oder Speere, wobei die Äxte durch ihre Wurfbögen schwerer abzuwehren sind. Im Gegensatz zur Waffe bietet das Schild keinen großzügigen Schutz. Man muss also bei der Positionierung genau sein. Magische Angriffe ignorieren den Schild.
Spezialbewegungen
Eines der größeren Kritikpunkte richtet sich an die Spezialbewegungen. Denn so gut wie alle haben zu starke Einschränkungen, um sie großzügig einzusetzen. Stattdessen sind sie eher Situationsbedingt, was ziemlich Schade ist. Was ist die Einschränkung? Alle diese Spezialbewegungen stoppen den Charakter für ca. eine Sekunde auf die eine oder andere Art und Weise, weshalb es entweder zu schwierig ist, das richtige Timing hinzukriegen oder wegen der langen Erholung zu gefährlich ist. Die Spezialangriff-Bewegung mit Halten und loslassen verhindert den normalen Angriff und ist bei Schluchten sehr gefährlich.
Ein wenig mehr Schnelligkeit hätte hier nicht geschadet. Außerdem sind die Eingaben vielleicht etwas zu einfach (Oben Angriff, Doppel unten, Angriff halten und loslassen), wobei ich trotzdem die oben Angriff Spezialbewegung öfters verpasst hatte.
Magie (2-4 MP je nach Zauber)
Da MP und HP die extrem seltensten Ressourcen im Spiel sind, muss die Verwendung gut durchdacht werden. Sie kostet nämlich ziemlich viel, beispielsweise verbraucht der bildschirmfüllende Donner 3 Magiepunkte und man startet mit 4.
Bei einer Handvoll von Orten muss sogar eine spezielle Magie eingesetzt werden, um beispielsweise Schalter zu aktivieren. Abgesehen von den offensiven Zaubern, gibt es noch unterstützende wie Heilung oder Teleportation für den Schnelltransport.
Es müssen fast alle Magien gekauft werden. Man sollte also immer genügend Gold parat haben.
Normale Gegner
Trotz der relativ bescheidenen Anzahl von verschiedenen Gegnern wird eine gute Menge an Abwechslung geboten. Insekten, Zombies die einfach nur auf einen zu rennen, Skelette mit Schwert, Skelette mit Speer die geworfen werden. Fliegende Gegner sind, abgesehen von der letzten Festung, vollkommen in Ordnung. Sie sind langsam, vorhersehbar und halten lediglich einen Treffer aus.
Bosse
Da die Festungen schon ziemlich heftige Herausforderungen sind, sind die Bosse öfters im Austausch leichter zu besiegen. Die Bewegungsschemas sind leicht ausfindig zu machen und somit auch leicht entgegenzusteuern, wobei einige sich nach Verlust ihrer Lebensenergie die eine oder andere Änderung reinbringt. Man sollte also immer auf der Hut sein.
Trotzdem sollten die Bosse nicht unterschätzt werden, denn einige haben es echt in sich.
Mehrere Charaktere und Contra Easter Egg
Nach klassischer Castlevania Manier werden mehrere neue Charaktere geboten, die frisches Gameplay mit sich bringen. Beispielsweise gibt es einen Charakter der eine größere Waffe hat und dafür den Schild verliert. Ein anderer hat eine sehr niedrige Verteidigung, hat jedoch einen einzigartigen Angriff die Magie verbraucht und hat als ganz besondere Fähigkeit MP Regeneration.
Ein offizielles Easter Egg gibt’s beim Eingeben des berühmten Konami Codes im Start Bildschirm und ist sozusagen ein super einfacher Modus. Denn der Bonus Charakter benutzt einen Maschinengewehr und hat 30 Extraleben, letzteres ist eine direkte Hommage an Contra auf NES. Außerdem hat es sogar einen eigenen Trailer bekommen.
Zwischenfazit Gameplay
Infernax schafft es ein sehr gutes Gameplay zu bieten. Es werden sehr viele verschiedene Situationen geboten und die Platforming Einlagen sind herausfordernd, aber nicht übermäßig frustrierend. Für alle die es zu viel wird und eher eine lockere Erfahrung bevorzugen, die können über die Cheats das Spiel auf eine andere Art und Weise erleben.
Beim Design der Festungen hätte man, wie bereits erwähnt, leicht zuvorkommender sein sollen und die Spezialbewegungen bieten einen zu sehr eingeschränkten Nutzen.
Ein leichterer Kritikpunkt ist die Magie. Da man nicht viele Magiepunkte hat, werden viele die Zauber nur in kritischen Momenten Einsetzen. Genauso wie mit den Spezialbewegungen, wäre ein wenig mehr Freiheit etwas interessanter.
Trotzdem ist das Gameplay durch die Anpassungsmöglichkeiten eine richtige Freude.
Grafik & Sound
Man sollte Infernax nicht wegen der 8-Bit inspirierte Optik unterschätzen. Trotz der niedrigauflösenden Details, hat der Entwickler Berzerk Studio aufwendige Todesanimationen eingebaut. Da fliegen überall die Fetzen und man hat sogar daran gedacht den Hauptcharakter dabei blutig zu machen.
Ein visuelles Highlight sind die grotesken Bosse, die immer vor dem Kampf in einer großen detaillierteren 8-Bit Illustration dargestellt werden.
Mit der Retro inspirierten Musik kommt richtig Stimmung auf. Vor allem die von der Open World ist ein richtiger Ohrwurm. Zudem gibt es abends einen gleichermaßen tollen alternativen Soundtrack. Apropos Soundtrack, über den Contra Cheat gibt’s dann abends auch noch ein Lied, die eine Anspielung auf den berühmten ersten Level von Contra NES macht.
Angriffe und Treffer sind sehr gut vertont und hilft dabei, die aufwendigen Animationen besser ins Leben zu bringen.
Fazit
Das Warten hat sich richtig gelohnt. Infernax ist ein richtiger Knaller geworden und überzeugt auf ganzer Linie. Man kann bei einem Ende mit ca. 10 Stunden Spielzeit rechnen, welches nur ein Minimum ist. Schließlich gibt es noch weitere Charaktere und Enden. An der Wiederspielbarkeit mangelt es hier also ebenfalls nicht.
Mit dem vorbildlichen Cheats Feature wird dafür gesorgt, dass jeder seinen Spaß haben wird. Dementsprechend ist es in Verbindung mit dem bescheidenen Preis von 19.99€ eine sehr leichte Empfehlung für alle. Für Besitzer vom Game Pass Abo ist es eine absolute Pflicht es auszuprobieren.
Pro
- Sehr gutes Gameplay und größtenteils guter Steuerung
- Moralische Entscheidungen führt zu einfacher Story Abzweigung
- Mehrere Enden und spielbare Charaktere bieten erhöhte Wiederspielbarkeit
- Cheats!
- Zwei Schwierigkeitsgrade und andere Sicherheitsnetze
- Toller Soundtrack
Contra
- Festungen haben frustrierende Abzweigungen
- Spezialbewegungen mit sehr begrenzten Nutzen
- Magie wird über wenig MP stark eingeschränkt
Wertung
9.0 Sehr gut
Kaufempfehlung
85%Sehr empfehlenswert
Getestet wurde Infernax auf PC von Soul-1. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.01.011 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Infernax wurde uns von The Arcade Crew kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!