Review

Marvel's Avengers · Test

Veröffentlicht am 04.09.2020 von Makes87

Titelbild von Marvel's Avengers (PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series)

Marvel’s Avengers, die unendliche Superhelden Geschichte ?

Schon mit der Ankündigung von Entwickler Crystal Dynamics, dass Marvel's Avengers ein Game as a Service Titel wird war klar, dass es kein normales Single Player Story Erlebnis wird. Stattdessen wird hier alles geboten was ihr erwartet: Grind nach Loot, zeitlich begrenzte Herausforderungen für Belohnungen, Mikrotransaktionen, viele Multiplayer Inhalte und angekündigter jahrelanger Support inkl. erster DLC Inhalte. Doch hinter all dem steckt trotzdem noch eine Single Player Story. Warum diese gar nicht mal so schlecht ist und was Marvel's Avengers sonst noch so bietet, erfahrt ihr in diesem Review.

Screenshot von Marvel's Avengers

Katastrophe am A-Day

Eigentlich sollte es der große Feiertag der Avengers werden, der A-Day. Ihr schlüpft dabei in die Rolle von Kamala Khan, die als Fan Autorin eines eignen Comics eine Art Backstage Pass für die Feierlichkeiten bekommen hat. Doch es kommt alles anders als erwartet. Anstatt des größten Feiertags, wird der Tag zur größten Katastrophe der Avengers. Eine von den Avengers vorgestellte neue Technologie explodiert auf dem S.H.I.E.L.D. Helicarrier, wodurch Captain America stirbt und giftige Wolken in San Francisco entstehen. Doch durch die Explosion sterben die Menschen nicht nur, ein Teil davon wird zu Inhumans die Superkräfte besitzen. Die Avengers werden dafür verantwortlich gemacht und zerbrechen. Von nun an sorgt die Organisation von A.I.M. für Ordnung und macht Jagd auf alle Inhumans. 5 Jahre lang bleiben die Avengers verschollen und zurückgezogen. Doch Kamala, die durch den Unfall nun auch Kräfte hat, findet Hinweise, dass eventuell der Kopf von A.I.M. hinter der Explosion steckt und macht sich – gezwungen durch die Verfolgung durch A.I.M. – auf die Suche nach der Wahrheit.

Screenshot von Marvel's Avengers

Gameplay & Steuerung

Der Gameplay Loop in Marvel's Avengers besteht daraus in Missionen verschiedene Punkte abzulaufen und in Arenen dann Gegner zu bekämpfen. Alle Charaktere haben übereinstimmende Grundlagen. Leichte Angriffe, starke Angriffe, Springen, Ausweichen, Zielen und Schießen und Intrinsic Skills. Mit den leichten und starken Angriffen können dann Kombos ausgeführt werden. Falls die Gegner zu weit weg sind bieten sich die Fernkampf Angriffe an, bei denen, wie in Shootern üblich, gezielt und geschossen wird. Beim Ausweichen ist man für kurze Zeit unverwundbar und mit dem richtigen Timing gibt es sogar einen Bonus. Neben den Standardangriffen kommen noch die Spezialbewegungen hinzu, die alle relativ lange Cooldowns haben. Man sollte sie also mit Bedacht einsetzen.

Jeder Charakter hat auch eine spezielle Fähigkeit (Intrinsic Skill). Kamala Khan macht sich beispielsweise Riesengroß, Hulk heilt sich und verursacht mehr Schaden. Der Intrinsic Skill Balken lädt sich von selbst auf oder kann über die klassischen Prügelattacken beschleunigt aufgeladen werden.

Die freizuschaltenden Skills haben alle einen guten Nutzen und eröffnen neue Strategien. Teilweise ist es sogar richtig schade, dass so viel Spaß hinter den Charakterlevels verschlossen wird und erst freigespielt werden muss.

Alle Charaktere sind extrem unterschiedlich und vergleichbar typischen Rollenspielklassen, wie z.B. in Final Fantasy XIV. Hulk ist ein Tank, Iron Man ein Fernkämpfer und Kamala hat die Fähigkeit alle zu Heilen. Trotzdem lässt sich mit jedem Charakter auch genug Schaden austeilen und Spaß haben.

Hulk
Ein klassischer Tank. Er macht nicht nur viel Schaden sondern kann sich sogar von selbst über den Intrinsic Skill heilen. An vorderster Front wird sich der Hulk am Wohlsten fühlen. Nebenbei kann er die Gegner packen und sie dann – genauso wie im ersten Avengers Film mit Loki – wie eine Waffe auf den Boden Peitschen. Später kann sogar ein Skill freigeschaltet werden, das den Hulk zwei Gegner gleichzeitig anpacken lässt. Eine weitere interessante Fähigkeit liegt darin, dass er jederzeit einen Stein aus dem Boden reißen kann und diesen dann als Fernkampwaffe auf die Gegner schleudert oder als Waffe für einen Angriff nutzt. Letzteres ist vor allem bei Gegnern mit Schild sehr hilfreich. Der Hulk ist ein einfach zu spielender Charakter, teilt immensen Schaden aus und kann auch Einiges einstecken.

Iron Man
Ausgerüstet für den Kampf in mittlerer oder ferner Reichweite zeigt sich Iron Man vergleichsweise schwieriger zu beherrschen. Iron Man hat 3 Projektilarten: Repulsor, Laser und Raketen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Der Repulsor eignet sich besonders für Fernangriffe auf einzelne Gegner, der Laser hingegen setzt auf großen Flächenschaden bei relativ geringer Distanz. Iron Man kann natürlich auch in der Luft schweben, kämpfen oder den Flugmodus aktivieren. Im Flugmodus wird mit dem linken Stick die Geschwindigkeit gesteuert und mit dem rechten Stick die Flugrichtung. Während des Flugmodus werden Gegner automatisch zum Abschießen anvisiert, dies verleiht ihm erhöhte Mobilität.

Ms. Marvel
Ihre Heldenfähigkeiten sind vergleichbar mit Mr. Fantastic. Sie kann ihren Körper verlängern bzw. vergrößern. Außerdem kann sie sich selbst und ihre Teamkollegen auch heilen. Mit den gummiartigen Armen hat sie eine relativ große Reichweite und kann auch Vorsprünge greifen oder sich über Abgründe schwingen.

Black Widow
Im Gegensatz zu den anderen Helden hat Black Widow mehr Gadgets, um die Gegner bei Laune zu halten. Neben der Schusswaffen für den Fernkampf, kann sie sich unsichtbar machen und hat einen elektrischen Stab, der als Ulti Fähigkeit ganz schön Schaden austeilt.

Thor
Mjölnir, der Hammer den Thor schwingt um nicht nur Nachkampf Schaden auszuteilen. Daneben kann er nämlich geworfen und von überall gerufen werden, da Thor auch fliegen kann lassen sich so problemlos Gegner aus der Luft schwebend erledigen. Thor ist aber auch Gott des Donners und schlägt dem entsprechend auch als Donner mit seiner mächtigsten Attacke ein.

Captain America
Auch Captain America hat eine Waffe, seinen Schild. Durch starke Fernkampfangriffe kann er mit diesem mehrere Gegner gleichzeitig erledigen. Aber auch im Nachkampf benutzt er den Schild neben seinen Fäusten, so sind auch dort mehrere Gegner kein Problem.

Screenshot von Marvel's Avengers

Grafik & Sound

Einer der größten Stärken von Marvel's Avengers ist die Inszenierung. Auch wenn die Helden an die Comic Version angelehnt sind und nicht an der Filmadaption des Marvel Cinematic Universe, fühlt ihr euch direkt mit Start der Kampagne im Avengers Universum. Dabei ist die Grafik aber nur solide, bei vielen Gegnern und gleichzeitigen Explosionen kann die Framerate schon mal etwas einstürzen. Hinzu kommen die Ladezeiten, die teilweise extrem lang sind, hier bin ich gespannt ob es Crystal Dynamics schafft dies in der Next Gen Version noch zu verbessern. Teilweise kommt es auch zu Texturfehlern oder grafischen Bugs.

Beim Soundtrack hat sich Crystal Dynamics nicht lumpen lassen, individuell für jeden Charakter angepassten Klänge von Komponisten Bobby Tahouri, bis hin zu bekannten lizensierten Lieder, passen perfekt zu den Geschehnissen auf dem Bildschirm. Es gibt doch nichts Cooleres als mit Iron Man begleitet von einem Rockklassiker zu fliegen und dabei Explosionen auszuweichen. Aber auch die deutsche Synchronisation der Helden ist gelungen und passt gut zu jedem Helden, auch wenn die englische Version noch ein Stück besser ist.

Screenshot von Marvel's Avengers

Multiplayer

Bevor ihr euch in den Multiplayer stürzt, solltet ihr erstmal die Singleplayer Story abschließen, denn der Multiplayer setzt von der Story her direkt daran an. Der Multiplayer dient dabei quasi als Endcontent, der euch über einen langen Zeitraum bei Stange halten soll. Doch genau hier beginnt das Problem. Zwar macht die Brawlerei mit Freunden genauso viel Spaß wie im Singleplayer. Gerade mit ansteigenden Leveln und Freischalten von Skills, macht das Kämpfen noch mehr Spaß. Doch nach einigen Stunden nutzt sich das Mission-, Gegner- und Umgebungsdesign ab, da es sich ständig wiederholt. Die Karotte, die euch dabei vor die Nase gehalten wird, ist das Leveln und Skillen der Helden sowie der Loot. Doch genau der Loot ist der größte Schwachpunkt des Spiels. Bis zum Ende wird fast am laufenden Band jeder Ausrüstungsgegenstand ausgetauscht und es fehlt einfach an entscheidenden interessanten Gegenständen die wirklich einen Unterschied machen.

Trotzdem hat Crystal Dynamics hier eine grundsolide Basis geschaffen, die auch einige Stunden Spaß macht und aus der sicher in Zukunft noch was werden kann.

Screenshot von Marvel's Avengers

Fazit

Fazit

Schon bei der Ankündigung von Marvel's Avengers als "Game as a Service" wurde es bereits von Einigen als möglicher Flop abgestempelt. Doch der Singleplayer überrascht, denn gleich von der ersten Minute an bekommt ihr das volle Avengers Film/Comicfeeling serviert. Die Helden spielen sich unterschiedlich und es gibt viele freischaltbare Skill, welche die Steuerung der Helden mit der Zeit noch unterhaltsamer machen. Ja, Marvel's Avengers erfindet das Rad nicht neu, es erwarten euch teilweise repetitive Missionen in sehr einfach strukturierten Levels, Micro-Rätsel und Arena Kämpfe. Eventuell hätte es auch noch 1-2 Monate Optimierung gebraucht, denn es kann schon mal passieren, dass ein Gegner durch die Wand glitcht oder Texturen nicht nachladen. Auch die Kamera streikt ab und zu oder dreht sich willkürlich – insbesondere im Flugmodus. Ein großer Minuspunkt ist der nicht sichtbare Loot, ständig bekommt ihr neue Ausrüstungsgegenstände die euch stärker machen, sichtbar ist davon aber leider gar nichts. Wie cool wäre es z.B. in dem "Raid" Ausrüstungsteile zu verdienen und so z.B. die "Avengers Endgame Rüstung" zu bekommen? Skins hätte es in dem Fall ja trotzdem geben können aber so ändert sich euer Aussehen nicht durch die Ausrüstungsteile, sondern nur durch die Skins, die ihr im Spiel verdienen oder kaufen könnt. Es gibt auch viel zu teure Mikrotransaktionen für ein Vollpreisspiel, so kostet z.B. ein legendärer Skin ca. 14€. Unterm Strich trotzdem aber trotzdem eine gute und faire Mischung, unter der Betrachtung der zukünftigen kostenlosen Inhalten. Denn Crystal Dynamics hat angekündigt, dass alle zukünftigen Inhalte kostenlos sein werden, inklusive Helden und neuen Story Inhalten. Natürlich lässt sich jetzt noch nicht sagen, wie diese Inhalte von der Qualität sein werden aber ich bin überzeugt davon, dass zumindest die zukünftigen Helden denen vom Launch in nichts nachstehen werden und freue mich bereits auf Hawkeye, Spiderman und Co.

Wer Marvels Avengers nur wegen den Single Player Inhalten im Auge hat, den erwartet im ca. 10-15h langen Story Modus ein spaßiges Avengers Gesamtpaket, das sich nicht hinter dem GaaS Stempel verstecken muss. Im Gegenteil, man kann gespannt sein, was uns noch für zukünftige Inhalte erwarten. Klar, das Spiel hat noch einige Schwächen und ist nicht perfekt aber für Avengers Fans definitiv einen Blick wert.

Pro

  • Helden spielen sich unterschiedlich, viele freischaltbare Skills
  • Avengers Helden Feeling
  • Solides Grundgerüst für zukünftigen Content

Contra

  • Loot/Ausrüstung nicht sichtbar
  • Teilweise repetitives Missionsdesign
  • Nicht 100% optimiert. Teilweise Glitches, Bugs, Kameraprobleme
  • Ladezeiten

Wertung

Testergebnis: 85%

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

75% Kaufempfehlung

75%Empfehlenswert

Getestet wurde Marvel's Avengers auf PS4 von Makes87. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.04 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Marvel's Avengers wurde uns von Sony Interactive Entertainment Europe kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!